Hallo liebe Rennspielfreunde
Welcher normale Mensch träumt nicht davon seine virtuellen Rennen in Gran Tourismo und Co. in seinem eigenen, selbstgebauten, Rennsessel fahren zu können? Eben!
Wir ihr alle in meinem kleinen Audiobeitrag erfahren konntet, hat mich das dringende Bedürfnis nach echtem Rennsportfeeling gepackt. Dem Titel ist ebenfalls zu entlocken, dass ich dabei möglichst 0€ investieren möchte.
Natürlich war ich mir von Anfang an darüber im klaren, dass dies kaum möglich sein würde. Aber man sollte Ziele ja bekanntlich besonders hoch stecken. Und wer ein echter Konsolen und PC Rennfahrer sein möchte, der darf auch mal ein wenig Blut und Tränen investieren.
Für Euch, liebe Hörer, sollen bei diesem kleinen Projekt gleich mehrere Dinge herausspringen.
- Ein total toller, funktionaler, Red Dot Award verdächtiger „Racing Chair“
- Die Befriedigung das Ding selbst gebastelt zu haben und dabei (tatsächlich) eine Menge Geld gespart zu haben.
- Die Möglichkeit endlich auf einem ordentlichen Niveau virtuell Rennen fahren zu können.
- In der Zukunft sehe ich ein Zweispielermodus Rennteam für GT Sport. Toll wäre das, oder?
Langer Rede kurzer Sinn: Zunächst einmal müssen wir uns für ein Lenkrad entscheiden. Die Budget Liga unter 100€ Neupreis bietet da eine erstaunliche Vielfalt, wenn man auch, oder nur am PC spielen möchte. Für mich kamen allerdings nur Lenkräder für die PS3 (Gran Tourismo 6!) und die PS4 in Frage. Wem es ähnlich geht, den kann ich beruhigen. Es gibt tatsächlich ein Lenkrad, welches genau diese Bedingungen erfüllt. Das Thrustmaster T80 ist der kleine Bruder des T300, welches zu den besten Rädern auf dem Markt zählen muss. Die Pedaleinheit ist, soweit ich das beurteilen kann sogar identisch. Nur die Pedalflächen selbst sind nicht aus Metall, sondern aus Kunststoff… Who cares?
Das Lenkrad
Bei der Lenkeinheit selbst muss man natürlich einige Abstriche mehr in Kauf nehmen. Schmerzhaft dürfte dabei vor allem das komplett fehlende Force Feedback sein. Dies bedeutet einen tatsächlichen Nachteil beim Spielen, da dass Popometer einfach keine Rückmeldung erhält. Randsteine und feuchte Schlammkurven werden so also nicht zu euren besten Freunden. Durch ein sehr gutes Gummiseil System dreht das Rad dennoch mit angenehmen Zug immer zurück in die Mittelstellung. Ein fairer Kompromiss!
Außerdem ist der Lenkausschlag mit je 200 Grad nach Links und Rechts in etwa der eines Formel Wagens. GT und Rallye Fahrzeuge freuen sich da eher über mindestens eine komplette Drehung. Erfreulich ist aber, dass bei voller Unterstützung des Rades durch ein Spiel (Driveclub) dieser Aspekt mit berücksichtigt wird und die Autos dem entsprechend genau einlenken. Näheres dazu dann in den Videos, welche ich noch zu dem Thema produzieren möchte, auf unserem YouTube Kanal. Zudem sind die Schaltwippen (die einen tollen Druckpunkt haben!) ebenfalls nur aus Kunststoff. Da kann man sich schon etwas eher dran stören als bei den Pedalen.
Letzter Kritikpunkt ist vielleicht die fehlende Individualisierbarkeit. Es besteht keine Möglichkeit eine H-Schaltung dazu zu kaufen und auch ein Kuppelpedal sucht man vergebens. Ich erwähne nur der Genauigigkeit halber, dass es natürlich auch keinen optischen Drehzahlmesser und ähnliches gibt.
Nun aber mal zum Grund warum ich das T80 dennoch für eine sehr gute Wahl halte. Es ist schlicht und ergreifend ein Preis-Leistungs Hammer! Die Haptik, die Verarbeitung und das Handling des (relativ kleinen) Lenkrads sind kompromisslos gut. Insbesondere wenn man zunächst einmal den Einstieg in das simulationslastigere Fahren am PC oder der Konsole sucht, ist dies mit Sicherheit ein entscheidender Faktor. Da wir ja ohnehin nach einer Budget Lösung suchen, schickt das T80 der Himmel persönlich.
Neu werdet Ihr in etwa 100€ investieren müssen. Falls ihr dazu tendiert, benutzt doch bitte unseren Amazon Affiliate Link:
Solltet ihr noch etwas günstiger fahren wollen, empfehlen sich Gebrauchtwaren Händler und das gute alte Ebay. Mit etwas Glück und Geduld sollte sich hier auch ein ordentliches Teil für ca. 65-70€ ergattern lassen. Das ist in etwa der Preis für einen neuen Dual Shock 4… also bitte!
Mach es zu deinem Projekt
Gut, das wäre also erledigt. Wir haben unser Lenkrad. Jetzt fehlt aber noch das wichtigste Detail für angemessenes Rennfeeling. Der richtige Sitz im Eigenbau. Auch hier habe ich mich bewusst für ein kostengünstiges und einfaches Design entschieden. Schön ist mit Sicherheit was anderes, aber was soll es? Man sieht auch in einem 2500€ Racing Chair nicht bedeutend cooler oder klüger aus wenn man ein virtuelles Autorennen auf einem Monitor fährt. Wirklich nicht! Ich hab es versucht…
Also, her mit der 29€ Budget Lösung!
Einkaufsliste:
- 1x Vierkantholz, stabil, am besten als Reststück und etwa 1,80m lang. – 2,00€
- 2x Günstige Holzplatten als Reststücke für Lenkrad- und Pedalhalterung – 3,00€
- 1x Noch günstigere Restplatte für den Sockel – 2,00€
- 2x Metallwinkel, klein. Für die Lenkradhalterung – 3,00€
- 1x Metallwinkel, groß. Für Aufbau der Halterung – 2,50€
- 1x Gummistopper Packung – 2,00€
- 1x Gehrungssäge samt Gehrungslehre – 8,00€
- 1x Holzbohrer 3mm zum Vorbohren – 1,50€
- 1x Diverse Schrauben – 5,00€
Die Vierkanthölzer kann man sich in den allermeisten Baumärkten, kostenlos auf das gewünschte Maß kappen lassen.
Am wichtigsten ist dabei natürlich die Stange welche später das Lenkrad halten soll. Bei dieser muss man sich Vorfeld schon Gedanken machen ob man später einen etwas höheren, oder tieferen Griff bevorzugt. Verstellbar wird das ganze nämlich später nicht mehr. Im Zweifel würde ich die Stange zunächst einmal etwas länger lassen. Später noch kürzen ist deutlich leichter als verlängern. In meinem Fall habe ich die Griffhöhe mit etwa 1100mm und 1200mm angesetzt. Das entspricht einem etwas höheren Griff bei einer Körpergröße von, in meinem Fall, 192m. Wie gesagt, das muss jeder für sich entscheiden.
Wenn wir aus dem Baumarkt unseres Vertrauens wieder daheim sind, kann es eigentlich auch gleich losgehen.
Schritt 1: Sägen
Bevor wir uns ans eigentliche Zusammenbauen machen, müssen wir zunächst mal für die rechten Winkel sorgen…. na?…
Im Prinzip muss man dabei zunächst immer nur darauf achten möglichst genaue 45Grad Winkel in der entsprechenden Richtung in die Hölzer zu Sägen.
So, dass diese am Ende als Stützen fungieren können.
Nach einigen, mehr oder weniger anstrengenden Sägeschritten und Minuten, sollte das Ergebnis dann in etwa wie folgt aussehen:
An dieser Stelle ein kleiner Disclaimer: Wenn ihr die Hölzer wie auf dem Bild zuschneidet, so erhaltet ihr später die Variante mit der deutlich schrägen Pedalablage. Ich habe den Entwurf nach der ersten Probefahrt jedoch noch weiter verändert, wie ihr am Ende des Beitrags lesen könnt.
Schritt 2: Vorbohren und Schrauben
Tut Euch selbst den Gefallen und vergesst das Vorbohren nicht! Es geht schnell, erleichtert das Verschrauben und vermindert Frust.
1. Als erstes verbinden wir die beiden Vierkanthölzer zu einem „L“ Stück.
2. Im Anschluss stabilisieren wir das Ganze mit dem großen Metallwinkeln und sechs Schrauben
3. Den Winkel verstärken wir mit dem vorher zurechtgesägten Holzkeil. Die im Bild zu sehende Seitenstücke sind im finalen Design nicht mehr nötig. Also, weglassen!
4. Zur Vorbereitung montieren wir den ersten Winkel am oberen Ende der Stange die später das Lenkrad halten soll. Nice!
5. Wir nähern uns dem fertigen Gestell. Den „Tisch“ montieren wir einfach flach auf das Vierkantholz.
6. Auf dieses Brett will ich meinen Rennstuhl bauen… oder so
7. So werden eure Füße glücklich! Auf einigen Bildern seht ihr noch die viel zu steile Variante. In diesem Winkel empfinde ich die Pedale allerdings als ideal positioniert.
8. Ganz besonders wichtig sind die Seitenverstärkungen. Aber auch genau so leicht angebaut.
Ein wenig eigene Kreativität beim auswählen der zu verschraubenden Stellen setze ich an dieser Stelle mal voraus.
So sollte das ganze dann am Ende aussehen.
Mit dem T80 und den Pedalen. Diese befestigt man am besten mit einem Spanngurt und einer Schraube zum Feststellen.
Unter die Platte sollte man dann noch einige Rutschstopper kleben. Für die volle Funktionalität ist damit alles getan.
Alle weiteren Schritte sind der eigenen Kreativität überlassen.
Erste Erfahrung
Ich habe sowohl Lenkrad, als auch Halterung mittlerweile einige Stunden ausfahren können. Dafür mussten sowohl Gran Tourismo 6 als auch Driveclub herhalten. Letzteres fühlt sich im Spiel selbst deutlich knackiger an. Das liegt vor allem daran, dass sich der Lenkwinkel genau auf das Lenkrad einstellen lässt. Dieses Feature vermisse ich in Gran Tourismo doch recht deutlich. Ich bin gespannt wie GT Sport dies handhaben wird. Auf Dauer würde mich dieser Fakt doch genug stören um noch einmal auf ein voll unterstütztes Lenkrad umzusatteln. Alles in allem bin ich jedoch ziemlich zufrieden mit der Wahl. Vor allem wenn man bedenkt das ich insgesamt nur ca. 85€ investieren musste um meinen Racingchair Traum erst einmal zu erfüllen.
Wo wir grade dabei sind. Ich will mich ja nicht grundlos selber loben… aber ich hab tatsächlich einen Grund! Wenn man darauf achtet alles wirklich fest zu verschrauben, dann erfüllt das Design alles, was ich mir erhofft habe. Die Sitzhaltung, der Griff und die Ergonomie sind alle, mindestens, im sehr erträglichen Rahmen. Sehr gut fühlt sich der Widerstand der Pedale an. Das Lenkrad wird, unter Umständen, noch einmal etwas nach unten wandern, im Prinzip bin ich aber auch damit voll zufrieden. Zudem ist das ganze Konstrukt auch noch tragbar. Dufte!
Solltet ihr euch dazu entscheiden meinem Beispiel zu Folgen, bin ich tatsächlich davon überzeugt, dass ihr Vergnügen an diesem Do it Yourself Rennsessel haben werdet. Die Wahl des Stuhls ist dabei ganz euch überlassen. Sowohl Bürostuhl, als auch Esstischstuhl haben bei mir gut Funktioniert.
Zu guter letzt
Wir würden uns sehr freuen Feedback von Euch zu erhalten. Sowohl zu dem Artikel als auch zu den fertigen Stühlen, die gebastelt wurden. Solltet ihr noch mehr in der Art sehen, lesen und hören wollen, sagt bescheid. Auch das kommende Zweispielermodus Rennteam wird durch mehr Iteressenten wahrscheinlicher.
In diesem Sinne, Tschaui!
Bubu
